Jüdische Kultur in Deutschland

Die Diaspora hat das jüdische Volk in alle Welt zerstreut. Juden leben mit den verschiedensten Kulturen zusammen. Und doch geben sie seit Jahrtausenden ihre Identität nie auf.

Von ihren Verfolgern immer wieder totgesagt, blüht jüdische Kultur heute an vielen Orten in der Welt.

Seit Mitte der 70er Jahre gibt es in Berlin (Ost und West) ein zunehmendes und anhaltendes Interesse für Jüdische Kultur. Mit dem Fall der Mauer kamen einige tausend Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland. Sie sind eine Herausforderung und eine Bereicherung für die Jüdischen Gemeinden. Berlin ist zu Beginn des 3. Jahrtausends der üblichen Zeitrechnung wieder ein Zentrum jüdischer Kultur in Europa geworden, das inzwischen Juden aus aller Welt neugierig macht und anzieht.


Besonders in Deutschland ist das Interesse für Klezmermusik und Jiddische Kultur erstaunlich groß. Klezmer wird sehr häufig als DIE jüdische Musik bezeichnet. Ein großes Mißverständnis. Jüdische Musik ist so vielfältig wie die Kulturen, in denen Juden in der Welt leben.

Jiddisch mit seinen Wurzeln im Mittelhochdeutschen klingt im deutschsprachigen Raum irgendwie vertraut. Und doch gibt es nur sehr wenige Menschen, die jiddische Literatur kennen. So ist z.B. der große Dichter Itzik Manger (1901-1969), der ebenso wie Rose Ausländer und Paul Celan in Cernovitz geboren wurde und wie jene nur in seine Sprache Heimat fand, nachdem das jüdische Cernovitz untergegangen war, keinem breiten Publikum mehr bekannt.

Als Juden Mitte des 14. Jahrhunderts Deutschland wegen blutiger christlicher Verfolgungen verlassen mußten, nahmen sie Mittelhochdeutsch als ihre Alltagssprache mit. In Osteuropa entwickelte sich daraus das Jiddische. Mame loshn, die Muttersprache, wurde zärtlich von Generation zu Generation gehütet, weitergegeben und mit hebräischen Buchstaben aufgeschrieben.

Wenn Juden heute aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland kommen, und trotz Shoah und trotz Gulag noch Reste des Jiddischen bewahrt haben, dann bringen sie eine Sprache nach mehr als 650 Jahren zu ihrem Ursprung zurück.